Fahrnowgrüße am 06.07.2021: Kontrolle und Angst – die Sackgassen des Verstandes
Der menschliche Verstand ist ein sehr begrenztes Werkzeug. Eine schöne Annekdote des großen weisen Avatars Ramana Maharshi zeigt dies humorvoll: dein kleiner Finger verdeckt das Auge, und du siehst nichts mehr von dieser Welt. Genauso bedeckt dein Verstand das Universum, und macht es unsichtbar für dich.
Wir entwickeln unseren Verstand als Kinder, um diese chaotische Welt zu kontrollieren; zumindest hoffen wir darauf, dass es auf diese Weise klappt. Wir tauchen als grenzenloser Geist in eine sehr begrenzte Wirklichkeit, und fühlen uns überfordert und verwirrt. Irgendwie wollen wir sie uns gefügig machen, diese Welt. Wir beginnen damit, unser mentales Energiefeld zu strukturieren und lernen fleißig. Unsere Intuition wird schwächer, weil sie sich dem Kontrollwunsch entzieht. Still erwartet sie uns im Licht unseres Herzens – bis wir sie irgendwann im Laufe des Lebens wieder wecken und zu schätzen lernen. Doch bis dahin hat sich der begrenzte Verstand schon in uns ausgebreitet – als Krückstock auf nur scheinbar unsicherem Gelände.
Ununterbrochen übt der Verstand, die Wirklichkeit zu verkleinern. Er will sie überschaubar machen, und engt sie ein. Enge führt zu Angst – das spüren wir manchmal direkt körperlich. Der Verstand will unser Bestes, und entwickelt Hilfestellungen, um das unüberschaubare Chaos zu reduzieren. Dabei nutzt er die Überzeugungen und Glaubenssätze unserer Vorfahren. Er fragt nicht nach ihrer Gültigkeit. Er speichert und programmiert nur – in sich selbst und in unserem Bewusstsein. Ist die Erde eine Scheibe? Ja – wenn das viele meinen, speichere ich es gleich mal als Wissen ein. Schützen Impfungen vor gefährlicher Erkrankung? Ja – das bestätigen viele machtvolle Denker – dann speichere ich es auch ein. Ist es dumm und gefährlich, diese Gedanken zu hinterfragen? Na – dann löschen wir diese Option doch gleich aus unserem Speicher… Es ist ja auch viel bequemer, das lästige Durchdenken und Abwägen zu vermeiden… Der Verstand ist zu eng und zu klein, um seine eigene Illusion zu erkennen. Im fehlt die SELBST-Erkenntnis… Um uns SELBST zu erkennen, brauchen wir Abstand und Stille. Die Hingabe an etwas Größeres… doch genau das empfindet der Verstand als bedrohlich – schließlich könnte sich dabei ja herausstellen, dass er gar nicht so bedeutsam und notwendig ist…
Dann entwickelt er doch lieber Weltbilder, Urteile, Kategorien und Glaubenssysteme. Weil er nicht über seinen eigenen Horizont blicken kann, hält er seine Überzeugung für ausschließlich. So treffen Weltbilder auf Weltbilder, und bekriegen sich gegenseitig – im Individuum wie in der Menschenfamilie. Längst wurde währenddessen das unbeholfene Kind zum Erwachsenen. Längst könnte es sich ohne Krücke durch die Theaterkulissen dieser Welt bewegen. Auf den meisten Wanderungen ist seine Gehhilfe sogar zur Last geworden. Doch der Verstand pflegt seine eigene Dynamik – auch er ist schließlich gereift. Täglich flüstert er von den Gefahren dieser Welt, an die er selbst glaubt. In jedem Augenblick warnt er, im Bemühen, die Kontrolle zu halten. Durch seine dauernde Beeinflussung verängstigt (= in die Enge von Sackgassen getrieben) vergisst der Mensch seine wahre Größe. Er findet sich verkleinert, ohne es zu realisieren. Er versinkt im Irrtum der Ohne-Macht. Er löst sich von seinem Göttlichen Potenzial und wird nun wirklich Hilfe-los.
Ah, sagt der Verstand, ich hab’s dir ja gleich gesagt. Siehst du? Ich hatte recht! Diese Welt ist viel zu chaotisch und gefährlich für dich. Aber macht nichts – vertrau dich mir nur an. Ich weiß, wie man das Chaos kontrolliert – ich halte fest! Das betrachtet die große Liebes-SEELE im Mitgefühl. Ihr Mensch hat sich vergessen, und sie sehnt sich danach, ihm ihre Liebe zu schenken. Sie will ihn an ihr uraltes Bündnis und an seine wahre Macht erinnern. Doch wie kann sie ihn erreichen? Aus ihrer grenzenlosen Liebe und Kreativität erschafft die SEELE ein neues großes Chaos. Größer als alles, was der Verstand erfassen könnte. Wohl versucht er es noch. Immer mehr Angst und Kontrolle erzeugt er. Doch irgendwann ist auch er müde und ruht sich aus. Nun entsteht eine Lücke im Strom seiner Beeinflussungen, und das ist der geeignete Moment: durch diese Lücke entsendet die große SEELE ihre Inspiration. Ach, denkt der Mensch, vielleicht sollte ich mal etwas ganz anderes versuchen? Meine alten Gewohnheiten enden in Sackgassen; was kann ich denn schon verlieren? Und mutig macht er sich auf den Weg, um mal „ganz anders“ zu sein. Das fühlt sich sehr gut an… seine Lebendigkeit wächst, er spürt sich wieder, und Freude breitet sich aus. Bis… ja – bis der Verstand genug geruht hat, und erkennt, dass seine Macht schwindet. Der Mensch hat die Kontrolle übernommen… und er kommt sogar gut damit zurecht? Das darf nicht sein! Jetzt muss sich der Verstand dringend einbringen, denkt er. Ich beginne mal damit, einige kraftvolle Zweifel ins Bewusstsein zu streuen… und mir fällt sicher auch noch so einiges andere ein…
Was denkst du, lieber Mensch – wie geht die Geschichte weiter? Erinnert sie dich an etwas? Erkennst du vielleicht sogar die kollektiven Muster dieser Zeit darin? Der Verstand hat zwei Haupt-Triebe: er will mehr von allem (oder etwas Anderes, etwas Besseres, etwas Neues…) oder er grämt sich, weil das Leben scheinbar so schrecklich ist. Sowie du diese Impulse in dir spürst, lieber Mensch, ist dein Verstand am Werke! Sei wachsam, und halte die Kontrolle – sie gehört dir! Sei HIER, JETZT im FRIEDEN! Namastè! Wir grüßen die Göttlichkeit in dir! Das Licht, das du hältst, ist das Licht, das DU BIST! Es ist der Verstand, der aufrührt, argumentiert und manipuliert; nicht die Weisheit! Lebe im inneren Heilungstempel, und sei HEILig! Darin liegen Ruhe und Kraft! Wir grüßen euch in tiefer Liebe und Dankbarkeit, und wünschen euch eine gesegnete Zeit des Wandels!
Ilse-Maria und Jürgen